13/04/2021 • 4 min gelesen

Orte von Menschen für Menschen

Nutzung von Sensordaten für die Gestaltung von Arbeitsplätzen

von Priya Manoharan

Der komplexe Zusammenhang zwischen Gebäuden und menschlichen Bewegungen wird seit Jahrtausenden erforscht. Wenn wir verstehen, wie wir uns in einer bestimmten Umgebung bewegen, erhalten wir Aufschluss darüber, wofür, für was und warum ein bestimmter Ort genutzt wird.

Im 21. Jahrhundert kann der Zusammenhang zwischen Raum und Funktionalität genau beobachtet und gemessen werden, was sich heute und zukünftig auf die Gestaltung von Arbeitsplätzen auswirken wird. Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass der Nutzer die Macht hat, wenn es um Design geht – denn erfolgreiche Orte werden für die Menschen gemacht, die sie nutzen.

Der Untersuchungsprozess
Beim Design gilt das Motto „Vom Nutzer für den Nutzer“ und nicht darum, den Nutzer der Kreativität willen außen vor zu lassen. Allerdings ist es mühsam und manchmal auch physisch unmöglich, die Bedürfnisse von einigen hundert Nutzern in einem Raum zu berücksichtigen und zu erfüllen. Wenn die zukünftigen Nutzer in den Prozess eingebunden werden, wird dies zur Optimierung der Umgebung führen. Zudem werden sie sich für den Erfolg verantwortlich fühlen. 

Beim Arbeitsplatz-Design sorgen Räume, die auf die Nutzer abgestimmt sind, für mehr Produktivität. Die Analyse von Arbeitsplatz-Nutzerdaten, um Muster und Trends zu verstehen, kann ein indirekter Weg sein, die Menschen in den Design-Prozess einzubeziehen. Ein Beispiel dafür ist ein globales Technologieunternehmen – das wir als GTO bezeichnen werden, da der eigentliche Name aus Datenschutzgründen nicht genannt werden darf –, das die Sensordaten der Nutzer zur Optimierung der Raumnutzung und des Designs verwendet hat.

Haworth führte eine einjährige analytische Studie mit über 3.000 Einzelarbeitsplätzen und Beobachtungsworkshops durch. Ziel der Studie war es, herauszufinden, wie die Relevanz des Raums aufrechterhalten, die Effizienz der Raumnutzung gesteigert und das Feedback der Nutzer zum Raum berücksichtigt werden kann.

Im Rahmen der Studie wurden bei GTO 70 % der Einzelarbeitsplätze mit Wärme- und Schwingungssensoren auf ihre Nutzung und Leistung hin untersucht und 30 % nicht. Zu den 30 % zählten zugewiesene Arbeitsplätze, Veranstaltungsräume, Fachräume wie Übertragungsräume und Räume für Brainstormingaktivitäten sowie Wellness-Bereiche, die oft nur zu bestimmten Zeiten belegt sind und nur für bestimmte Zwecke bzw. in bestimmten Abständen genutzt werden, und deswegen nicht regelmäßig untersucht werden können.

Drei wichtige Ergebnisse zeigen, dass die Gestaltung mit Blick auf die Nutzerspezifikationen zu einer gesünderen Arbeitskultur führt: Verbesserung des Raumkonzepts, Anpassung an Angebot und Nachfrage und ein ausgewogener Arbeitsstil.

Raumkonzept
In Anbetracht dessen, dass bei GTO 70 % der Einzelarbeitsplätze mit Wärme- und Schwingungssensoren gemessen wurden, führte die Raumanalyse zu überraschenden Erkenntnissen. Die am meisten genutzten Räume waren die Räume, die von den Nutzern am besten individuell gestaltet werden konnten – flexible Arbeitsplätze und Bereiche mit technischen Plug-ins oder herkömmlichen Gegenständen, die leicht verschoben werden konnten. Am wenigsten genutzt wurden Räume ohne technische Ausstattung, stark abgeschirmte private oder offene öffentliche Bereiche und Räume, die nicht im Voraus gebucht werden konnten. Die Ungewissheit darüber, wie sich die Räume auf den Arbeitsstil und die Erfahrungen auswirken würden, führte dazu, dass die Menschen sie weniger nutzten.

Das Gefühl der Ungewissheit in Bezug auf Räume hat das Konzept des klaren Designs hervorgebracht. Arbeitsplätze mit einem klaren Konzept sind so gestaltet, dass man sich dort problemlos zurechtfindet. Aus den Daten der GTO-Studie lässt sich erkennen, dass die Menschen anhand des Designs in der Lage sein sollten, zu wissen, wie sie einen Raum nutzen können.

Angebot und Nachfrage
Außerdem wurde im Rahmen der GTO-Studie auch das Angebot und die Nachfrage der verwendeten Anwendungen untersucht. Die Daten zeigen, dass das Angebot an großen formellen Co-Working-Spaces größer war als die Nachfrage. Andererseits war die Nachfrage nach kleineren formellen Co-Working-Spaces viel größer als das Angebot. Daher kann die Erstellung eines bedarfsorientierten Plans für Anwendungen auf der Grundlage der Angebots-Nachfrage-Kette dazu beitragen, das optimale Design für jeden Raum zu finden.

Ausgewogenes Konzept
Bei GTO verbrachten die Mitarbeiter*innen gleich viel Zeit mit konzentriertem Arbeiten und Teamwork. Mitarbeiter*innen, die frei entscheiden konnten, ob sie alleine oder im Team arbeiten wollten, berichteten dass sie ihre Arbeit engagierter und motivierter angehen. Diese positiven Ergebnisse bilden eine solide Grundlage für Entscheidungen in Sachen Design. 

Bei richtiger Anwendung bietet die Datenanalyse Möglichkeiten zur Verbesserung des Designs, zum kritischen Verständnis der Bedürfnisse, zur Optimierung des Raumangebots, zu einem bedarfsgerechten Angebot an Arbeitsplätzen, zum Erkennen von Problemen oder Gefahren und zum Verständnis der Unternehmenskultur.

Um die von den meisten Unternehmen angestrebte gesunde Arbeitskultur zu erhalten, empfehlen wir auf der Grundlage der Ergebnisse der GTO-Studie dringend, bei der Gestaltung von Räumen in erster Linie die Anforderungen der Nutzer zu berücksichtigen.

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